Die richtige Art zu Spielen?
- Lisa Aust
- 30. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Spiele für den Hund finden – individuell, motivierend und ohne Frust
Nicht jeder Hund liebt es, sein Spielzeug zurückzubringen, zu apportieren – und das ist völlig okay. Meine Hündin Yosi zum Beispiel trägt Dinge ungern herum, und wenn sie es doch mal tut, dann findet sie es richtig doof, wenn man ihr das Objekt gleich wieder abnimmt. Das macht das Verhalten nicht besser, sondern eher kaputt. Für sie ist Tragen also keine Belohnung und das Überbringen an mich noch weniger – und Apportieren insgesamt somit kein sinnvolles Spiel.
Aber ihr Jagdtrieb ist stark: Sie liebt es, etwas zu finden, aufzuspüren, zu hetzen – aber eben nicht, es zu fangen, zu reißen oder gar zu fressen. Sie ist eine echte „Jägerin ohne Beute“, die sich für Bewegung, Spur und Geruch begeistert.
Jagdverhalten beim Hund ist kein einheitlicher Ablauf, sondern besteht aus mehreren Einzelsequenzen:👉 Orientieren, Fokussieren, Anschleichen, Verfolgen, Packen, Töten, Zerlegen und Vertilgen. Je nach Rasse (und ihrer Spezialisierung wie Meutehunde (Beagle,...), Hütehunde (Border Collie,...) und Vorstehhunde (Pointer,...)), Typ und Charakter sind einzelne Elemente stärker ausgeprägt – oder besonders beliebt beim Spiel oder entfallen sogar gänzlich und sind entsprechend auch nicht so stark intrinsisch motiviert.
Mehr dazu – und wie du dieses Wissen im Alltag nutzen kannst – nächste Woche im Blog!
Das zeigt sich bei Yosi auch im Alltag: Bei stehenden Rehen im Wald bleibt sie ruhig, beinahe desinteressiert – aber sobald etwas flüchtet oder eine frische Spur auftaucht, ist sie voller Energie. Sie schreit sogar manchmal frustriert hinterher, wenn sie nicht los darf. Stehen die Tiere wieder oder weiterhin, ist auch ihr Interesse nicht mehr allzu hoch. Genau diese Präferenzen nutze ich im Spiel.
Was macht deinem Hund wirklich Spaß?
Viele klassische Hundespiele greifen zu kurz, weil sie nur einzelne Verhaltensbausteine bedienen – oft aber nicht die, die dem Hund tatsächlich Freude machen. Darum:
Beobachte deinen Hund. Welche Verhaltensweisen zeigt er von sich aus gern? Welche meidet er? Und was frustriert ihn?
In Yosis Fall ist klar: Finden, Suchen, Spuren verfolgen – ja! Tragen, Bringen, Festhalten – nein danke. Darum muss sie das in unserem Spiel nicht tun. Sie darf das Spielzeug einfach finden und anzeigen. Nur das ist ihre Aufgabe – und genau das macht sie mit Leidenschaft.
So bauen wir das Spiel auf – kleinschrittig, motivierend, erfolgreich
1. Spielzeug gezielt aufwerten
Wir haben ein Spielzeug gezielt zu etwas Besonderem gemacht. Es liegt nie einfach so herum, sondern wird im Spiel bewusst eingesetzt. Und: Yosi bekommt nach dem Finden zusätzliche Futterbelohnung – das steigert den Wert des Spielzeugs deutlich. Auch die Art wie ich das Futter übergebe, beeinflusst den Wert des Gegenstands.
2. Impulse kontrollieren und Spannung steigern
Ich verstecke das Spielzeug in ablenkungsarmer Umgebung – der Fokus soll auf Spaß und Erfolg liegen, nicht auf Frust. Während Yosi wartet, baue ich zwar auch gelegentlich Impulskontrollübungen ein: Ich hüpfe, renne, schleudere das Spielzeug spielerisch davon, kichere - aber nur so viel, wie sie aushalten kann, ohne aufzustehen oder anderweitig Frust zu äußern. Das steigert ihre Vorfreude und Motivation – und stärkt nebenbei ihre Frustrationstoleranz.
3. Klares Signal zum Suchen
Wir haben ein Suchsignal aufgebaut („Wo ist es?!“), das Yosi mit dem Losgehen auf ein bestimmtes Spielzeug verknüpft. Anfangs war es immer dasselbe Spielzeug – um Verwirrung zu vermeiden. Manche Hunde brauchen genau diese Konstanz, andere lieben Abwechslung. Wichtig: Beobachte, was deinem Hund hilft, dran zu bleiben.
4. Suchorte clever wählen
Ich verstecke das Spielzeug an verschiedenen Orten: im Laub, auf Baumstümpfen, in Astgabeln, Hecken oder unter Dingen. Wichtig: Immer auf Verletzungsgefahr achten! Viele Hunde brauchen zudem eine Einführung, wo sie suchen sollen – auf dem Boden, über der eigenen Kopfhöhe, in Spalten. Wer das nicht kennt, verliert sonst leicht die Konzentration oder wird frustriert.
Gerade Hunde mit hoher Erregung neigen dazu, bei einem Misserfolg sofort hektisch alles zu durchwühlen oder wieder verstärkt Kontakt zum Menschen zu suchen – statt wirklich weiterzusuchen. Hier helfen vorbereitende Schritte, Frustration abzubauen und Suchverhalten gezielt zu stärken.
Andersrum kann es sein, dass das Spiel zu schnell zu schwer gemacht wurde und der Hund zu schnell das Interesse gänzlich verliert und sich anderen Dingen widmet. Hier sollte der Abstand verringert und die Sichtbarkeit wieder erhöht werden und das Spielzeug an sich wieder aufgewertet.
Dein Hund zeigt kein Interesse? Vielleicht fehlt nur die richtige Spielidee
Wenn dein Hund nicht motiviert wirkt, liegt das oft nicht daran, dass er kein Spiel mag – sondern dass das falsche Spiel versucht wird. Oder dass wichtige Bausteine fehlen, die die Motivation aufrechterhalten: z. B. klare Erfolgserlebnisse, Belohnung für Zwischenschritte oder ein sinnvoll aufgebautes Ritual.
Manchmal zeigen Hunde plötzlich doch Verhalten, das sie vorher gemieden haben – einfach, weil sie durch unsere Variante positive Erfahrungen sammeln konnten. Bei Yosi zum Beispiel: Je öfter sie suchte, desto häufiger begann sie irgendwann, das Spielzeug am Ende doch herumzutragen oder sogar in die Luft zu werfen – obwohl das vorher für sie völlig uninteressant war.
Spiel = Belohnung? Absolut – wenn wir es richtig aufbauen
Gerade in Situationen, in denen Futter als Belohnung nicht funktioniert (zu aufgeregt, zu gestresst, zu satt), kann ein gut aufgebautes Spiel zur echten Belohnung durch Handlung werden – und sich wie ein „Achievement“ anfühlen. (Gibt’s dafür ein gutes deutsches Wort? Erfolgserlebnis trifft’s vielleicht am besten.)
Aber auch Futter selbst kann durch das Gefühl des leichten Erfolgs nach und nach als Belohnung aufgewertet werden, um auch in stressigen Situationen entspanntes Verhalten wieder einfach belohnen zu können. Hier spielen Hormone wie Dopamin und Endorphin eine Rolle, die wir mit Futter verbinden wollen.
(Vereinfachtes Beispiel - Im Urlaub riecht es oft nach Sonnencreme. Für viele ist der Geruch von Sonnencreme mit Strand, Sommer, Sonne und einer guten Zeit verbunden oder für die Winterbergsportler - mit Adrenalin und Spaß, wenn es den Berg runter geht.)
Lust auf mehr? Wir erarbeiten gemeinsam das perfekte Spiel für dich und deinen Hund
Ob im Einzeltraining oder in der Gruppe: Wir finden gemeinsam heraus, welche Spielform zu deinem Hund passt, wie du Motivation aufbaust, Frust vermeidest und dabei echte Erfolgserlebnisse für euch beide schaffst.
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